Laktoseintolerant? Nicht alle Milchprodukte enthalten Laktose

Eine absolute Laktose-Unverträglichkeit kommt nur selten vor. Geringe Mengen an Milchzucker werden von laktoseintoleranten Menschen meist vertragen. Die jeweils verträgliche Menge muss allerdings jeder für sich selbst herausfinden.

Laktosefreie Produkte sind meist nicht komplett frei von Laktose. Die Lebensmittel dürfen so bezeichnet werden, wenn der Laktosewert unter 0,1 Gramm pro 100 Gramm oder 100 Milliliter liegt.

Auch müssen laktoseintolerante Menschen – entgegen der häufig vertretenen Meinung – längst nicht auf sämtliche Milchprodukte verzichten. Denn manche Milcherzeugnisse sind durch die Art der Zubereitung oder Reifung von sich aus laktosearm:

  • Langgereifte Schnitt- und Hartkäse sind besser verträglich als junger Käse, da die Laktose mit der Zeit zu Milchsäure umgewandelt wird.
  • Emmentaler, Edamer, Gouda, Parmesan und auch Butter sind wegen der Verarbeitung arm an Milchzucker.
  • Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Quark enthalten Milchsäurebakterien, die dem Körper natürlicherweise helfen, die Laktose besser zu verdauen.
  • Allerdings ist Milchzucker auch in Produkten enthalten, in denen man ihn nicht grundsätzlich vermutet, wie Wurst oder Fertigprodukten. Daher sollten laktoseintolerante Menschen bei der Zutatenliste auf Begriffe wie Laktose, Milchzucker, Milch- oder Molkepulver achten.

Laktosefreie Alternativen:

  • Nuss- oder Soja-Drinks gibt es im Supermarkt zu kaufen, sind aber teuer. Mit einem leistungsstarken Mixer kannst du leicht einen gesunden Milchersatz herstellen. Nimm dafür je nach Geschmack z. B. 10 Gramm Nüsse auf 100 Milliliter Wasser. Manche Nüsse wie Mandeln oder Haselnüsse solltest du eine Nacht in Wasser einweichen. Zum Süßen kannst du Datteln oder etwas Honig zufügen. Nun heißt es mixen und die Flüssigkeit mit einem feinmaschigen Metallsieb, einem Teesieb oder einem ungetragenen Perlonstrumpf absieben. Im Kühlschrank ist pflanzliche Variante etwa 3 Tage haltbar. Auf ähnliche Weise kannst du aus Reis, Hafer, Dinkel, Mandeln, Haselnüssen, Cashewkernen und Kokosraspeln deine „Milch“ herstellen.
  • Wenn du Schokolade liebst, versuche es mal mit dunkler Schokolade. Je dunkler sie ist, desto mehr Kakaoanteile und desto weniger Milchanteile enthält sie.
  • Wenn du auf Leckereien wie Milchspeise-Eis oder Sahne nicht verzichten möchtest, bietet der Supermarkt inzwischen viele vegane Sorten an. Doch können auch z. B. gefrorene Bananen im Standmixer zu einem cremigen, veganen und laktosefreien Eis verarbeitet und mit anderen Früchten oder Toppings geschmacklich variiert werden.

Milchverzicht aus gesundheitlichen Gründen

Vorab: Ob der Konsum von Milchprodukten positive oder negative Effekte auf die menschliche Gesundheit haben kann, ist noch immer nicht eindeutig geklärt. Die Ergebnisse der vielen Studien widersprechen sich und variieren, je nachdem welche Zusammenhänge auf welche Weise untersucht wurden. Manche Studien lassen auch einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kuhmilchprodukten mit MS vermuten. Denn Kuhmilch enthält ein bestimmtes Eiweiß (Butyrophilin, BTN), welches vom Aufbau her einem Eiweiß im menschlichen Körper ähnelt. Dieses menschliche Eiweiß spielt für die Myelinisierung der Nervenzellen eine Rolle. Bei Menschen mit MS wird dieses menschliche Eiweiß verstärkt durch Antikörper angegriffen und es scheint, dass das ähnlich gebaute Milcheiweiß diese Überaktivität des Immunsystems noch weiter anspornt. Ob aus diesem Grund oder aufgrund des Verantwortungsgefühls gegenüber den Kühen: Wenn du ausprobieren möchtest, dich milchfrei zu ernähren, gibt es leckere Alternativen für Milchprodukte.

  • Soja-, Nuss- oder Getreidedrinks wie oben.
  • Auch Käse-Alternativen aus Nüssen, Soja oder Hefeflocken stellen viele Supermärkte inzwischen bereit. Im Internet findest du aber auch viele Rezepte, wie verschiedene vegane Käsesorten leicht und selber hergestellt werden können.
  • Dasselbe gilt für Joghurt, Schmand und süße Sahne. Basis sind auch hierbei meist Nüsse, aus geschmacklichen Gründen oftmals Cashewnüsse, und/oder Hefeflocken.

Inga Richter
Diplom Biologin

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